Sieben Jahre Ford Mustang GT im Alltag – Zeit für ein Fazit
Über 110.000 Kilometer, sieben Jahre Alltag – und ein 5.0-V8 unter der Haube.
Seit Januar 2018 fahre ich meinen Mustang GT (S550, Baujahr 2017) ganzjährig – bei jedem Wetter, im Alltag, auf Reisen, auf der Rennstrecke und durch die Dolomiten. Jetzt, nach sieben Jahren, ist es Zeit für ein umfassendes Fazit: Was hält, was nervt, was kostet’s – und wie steht’s um den Wert?
Warum man ihn fährt – und warum man ihn behält
So nüchtern der Blick auf Technik und Kosten auch sein mag – der eigentliche Grund, warum man diesen Wagen fährt, liegt woanders. Es ist der Moment, wenn der V8 zum Leben erwacht, der dumpfe Klang beim Kaltstart, das mechanische Gefühl beim Schalten – und dieses Grummeln, das selbst auf der Landstraße ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Der Mustang ist nicht vernünftig – aber ehrlich.
Er macht kein Geheimnis daraus, dass er mehr Emotion als Effizienz ist. Dass er bei Nässe zappeln kann, dass er breit ist und schwer, aber auch: dass er souverän gleitet, wenn man es will, und dreckig schiebt, wenn man es braucht.
Der Motor ist keine technische Spielerei, sondern ein zentrales Element des Fahrerlebnisses. Er hat Charakter – nicht die sterile Perfektion moderner Turbomotoren, sondern ein organisches, raues Herz, das nach Drehzahl verlangt. Es ist kein Zufall, dass viele Momente hinter dem Steuer sich eingebrannt haben: Ein Pass in den Dolomiten bei Sonnenaufgang. Ein Tunnel. Ein Drifttraining im Schnee. Oder einfach nur die tägliche Fahrt zur Arbeit, bei der der Sound kurz den Kopf frei macht.
Der Mustang lässt einen spüren, dass man fährt. Und gerade das macht ihn zu einem Wagen, den man nicht leicht abgibt – selbst nach sieben Jahren.
Alle Infos zur Modellreihe S550 des Mustangs findet ihr in meinem Kaufberater.
Der Wagen im Überblick
- Modell: Ford Mustang GT (S550, Vorfacelift, 2017)
- Motor: 5.0L V8 Sauger „Coyote Gen. 2“, 421 PS, 530Nm
- Getriebe: 6 Gang MT82 Handschaltung
- Nutzung: Ganzjahresfahrzeug, Alltagsnutzung, Urlaubsreisen, Bergtouren, Rennstrecke
- Erstzulassung: 2017, im Besitz seit Januar 2018 (Tageszulassung mit 10 km)
- Kilometerstand: 110.000 km (Stand Anfang 2025)
Der Mustang war nie ein Garagenwagen: Ich bin mit ihm durch Schnee, Eis und Gluthitze gefahren, habe ihn bei Drifttrainings und auf Rennstrecken bewegt, auf den Straßen Europas getestet und mit Kameraequipment oder Kind auf dem Rücksitz im Alltag genutzt. Acht Mal war er bei der von mir organisierten „Ride the Dolomites“ Alpentour dabei – und bis heute ist er mein zuverlässiger Begleiter.
Technik und Zuverlässigkeit
Motor & Antrieb
- Der Coyote-V8 läuft nach wie vor sauber und ohne Ölverbrauch.
- Der bekannte „BBQ-Tick“ war nach dem Umstieg von Castrol 5W-20 auf 5W-30-Motoröl praktisch verschwunden.
- Differenzial: Kleinere Undichtigkeit rechts am Ausgang der Antriebswelle, wird demnächst mit neuer Dichtung repariert (Kosten: ca 350 €, 2025).
- Einbau eines J&L Performance 3.0 Ölabscheiders auf der Beifahrerseite (500ml Öl aus Kurbelgehäuseluft herausgefiltert, Stand 2025)
Getriebe
- Original-Getriebe von Getrag ohne Probleme.
- Kupplung, Schaltung, Synchronisierung funktionieren wie am ersten Tag.
- Bei 60.000km Wechsel des Getriebeöls Castrol SYNTRANS FE 75W
- Klassische Schaltprobleme des MT82 vom zweiten in den dritten Gang bei maximaler Beschleunigung: Hier ist die Führung aufgrund der Entkoppelung des Schalthebels vom Getriebe unpräzise
- Tolle, enge Abstufung der Gänge 1 bis 5, sechster Gang ist Spritspargang mit starker Spreizung zum fünften Gang
Bremsen
- Zweiter Satz originale Ford-Bremsscheiben und Ford-Bremsbeläge – noch mit Reserven.
- Keine Auffälligkeiten.
- Einmalig zu EBC Red Stuff Bremsbeläge gewechselt. Aufgrund zu starker Hitzeentwicklung und dadurch Überlastung der Serienscheiben nicht geeignet, daher wieder auf Serienbelägen unterwegs
- Bremse ist extrem standfest und verzögerungsstark
- Bremsschläuche durch Stahlflex-Leitungen getauscht
Radlager
- Hinterachse links: dreimal getauscht (einmal auf Garantie).
- Restliche Lager bisher unauffällig.
Reifen & Fahrwerk
- Sommerreifen: dritter Satz (aktuell Michelin Pilot Sport 4S)
- Winterreifen: zweiter Satz (aktuell Vredestein Wintrac Pro)
- Serienfahrwerk gegen KW Variante 1 Gewindefahrwerk von Asch getauscht
- 19 Zoll Serienfelgen nutze ich mit Winterreifen, Sommerreifen fahre ich auf Asch Gambit 20 Zoll Felgen
- Einbau einer Ford Performance Aluminium-Domstrebe
- Auffälliger Verschleiß an der Vorderachse → Geometrie-Check ergab stark abweichende Werte sowohl an Vorderachse als auch Hinterachse.
→ Fahrwerksvermessung, Eintragung neue Reifendimensionen und Setup-Optimierung (inkl. Steeda Sturzeinstellhilfen und Powerflex Buchsen für den hinteren Hilfsrahmen) haben das Fahrverhalten deutlich verbessert.
Wartung & Reparaturen
Regelmäßige Wartung
Während der Garantielaufzeit bei Ford, inzwischen in Eigenregie:
- Jährlicher Öl- und Filterwechsel
- Zündkerzen und Bremsflüssigkeit nach Wartungsplan
- Getriebe- und Differentialöl alle 60.000km, abweichend vom Wartungsplan (der sagt: Lifetime-Füllung)
- Injektoren mit Liqui Moly gereinigt, Luftmassenmesser vorsorglich getauscht
- Klimaanlage regelmäßig gewartet
- Bei 100.000km Kühlflüssigkeit gewechselt
- TPMS-Ventile: zwei Stück an Winterreifen undicht – Empfehlung von Ford: Beim Reifenwechsel auch die Ventile an den Sensoren mittauschen
Außerplanmäßige Arbeiten:
- Fehler am Lackbild in der verdeckten Fläche unter dem Kofferraumdeckel direkt beim Kauf – wurde auf Garantie von Ford ausgebessert
- Gegen die Zierleiste stoßende Seitenscheibe Fahrertür beim Öffnen und Schließen der Tür – Scheibe wurde auf Garantie von Ford neu eingestellt
- Mehrfach Korrosion an der Alu-Motorhaube – wurde bereits zweimal behandelt, neue Bläschen bilden sich – bisher auf Garantie im Rahmen der Korrosions-Schutz-Kontrolle von Ford (Muss jährlich für 10 Jahre gemacht werden) ausgebessert
- Heckbereich innen Crashstruktur (unter Kofferraumboden) zeigt ersten Rost, ist aber stabil.
- In Paris im Tunnel gebrochene Nebelleuchte vorne – selbst getauscht
- Geschmolzene Projektionsscheibe für das Puddle-Light im Außenspiegel (Projektion des Mustang-Ponys auf den Boden neben dem Auto) – selbst getauscht
- Nach Wildunfall beschädigte Felge vorne rechts, leichte Schäden an der Aufhängung und an der vorderen Stoßstange – Behebung der Mängel über Vollkasko-Versicherung
- Leicht gelockerter, wackelnder Rückspiegel und Subwoofer – Schrauben wieder angezogen 😉



Innenraum & Alltagstauglichkeit
Der Mustang war nie ein Showcar. Entsprechend sieht man ihm die Jahre an – aber er hält sich gut.
Innenraum
- Sitzwangen, Gurtführung und Lenkrad zeigen Abnutzung – altersgerecht.
- Hartplastik ist kratzempfindlich, an manchen Stellen verfärbt.
- Türdichtungen und Gummis mit leichten Gebrauchsspuren.
- Keine Elektronikprobleme, keine Ausfälle – auch das SYNC-System läuft nach 7 Jahren problemlos (mit aktuellen Kartenupdates, Apple CarPlay & Android Auto).
Kofferraum & Platz
- Für Urlaube mit Kind und Gepäck ausreichend, Rückbank ist umklappbar
- Rückbank war regelmäßig belegt – auch das hat der Innenraum gut verkraftet.
Verbrauch & laufende Kosten
Bei gemischter Nutzung liege ich aktuell bei Ø 13,5 l/100 km mit Super Plus (95 % Stadt und Landstraße).
Kosten bei 12.600 km im Jahr (2024):
- Treibstoffkosten: ca. 3.150 €
- Versicherung, Kfz-Steuer & Wartung: ca. 2.350 €
- Gesamtkosten (2024): ca. 5.500 € / Jahr
→ Ø 460 € pro Monat
2025 wird teurer, durch u. a. neue Sommerreifen, große Inspektion, Differentialundichtigkeit, Powerflex-Buchsen und Fahrwerkseinstellungen. Ein größerer Wartungsaufwand, aber keine akuten Probleme.
Werterhalt – überraschend stabil
Trotz 110.000 km ist der Mustang VFL in gutem Zustand – und laut aktuellen Marktanalysen (z. B. PKW.de) äußerst wertstabil.
- Aktueller Marktwert: ca. 35.000–38.000 € je nach Kilometerstand
- Wertverlust 2024: ca. 1.000 €
- Vorfacelift- und Facelift-Modelle treffen sich 2025/2026 beim Restwert
Im Vergleich zu ähnlich alten BMW M3-Modellen liegt der Mustang deutlich stabiler – vor allem beim Preis-Leistungs-Verhältnis.
Fazit: Ein ehrlicher Allrounder mit Charakter
Nach sieben Jahren und über 110.000 Kilometern kann ich sagen: Der Mustang GT ist mehr als Show – er ist Substanz.
Er fährt, was er verspricht: V8-Sound, Langstreckenkomfort, echte Fahrfreude – und das alles mit überschaubaren Kosten und wenig Sorgen. Klar, er ist nicht perfekt: Alu-Korrosion, Plastikteile, unpräzise Geometrie – aber alles ist machbar und kein Dealbreaker.
Ich bereue nichts.
Ganz im Gegenteil: Ich freue mich auf das achte Jahr – mit frischem Fahrwerk, neuen Reifen und vielen weiteren Touren.
Und mal am Rande…
Auch nicht zu verachten: Der Mustang ist wirklich noch ein Auto zum „selber machen“. Das ahnt man schon, wenn man in den Motorraum blickt und sieht, wie zugänglich alles ist. Aber auch alles andere am Mustang ist grundsolide und einfach zu wartende Technik. Da die Amerikaner sowieso etwas anders ticken was solche Dinge angeht, findet man auf englischer Sprache jede erdenkliche Information zum Auto. Man braucht sich keine Gedanken zu machen, dass man keine Anleitung zu jeder einzelnen Plastikklammer findet. Auch erhält man in den USA, da dort die Hersteller die Autoszene auch aktiv unterstützen, Ersatzmotoren als „Crate-Motoren“ und alle Aggregate und Bauteile einzeln. Als Privatabnehmer. Da kostet dann ein Crate-Motor, also ein fabrikneuer Motor fürs eigene Auto, gerade mal 14.000 Euro.
Noch Fragen?
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